Die KASL im August 2023

Prospektionen und Beobachtungen von Erdarbeiten

Am 31.07. und 01.08. begleitete die KASL den Oberbodenabtrag für jeweils ein Wohnhaus in Bückeburg-Cammer (Neubaugebiet Cammer Feld). Dabei konnten einige wenige Wandscherben von Tongefäßen ur- und frühgeschichtlicher Machart sowie sehr wenige Funde aus der Neuzeit festgestellt werden (Cammer FStNr. 9).

Ebenfalls noch am 31.07. stellte der Archäologe Joachim Schween bei der Kontrolle einer bereits ohne archäologische Begleitung abgebaggerten Fläche für ein Gebäude in Rinteln-Krankenhagen mehrere urgeschichtliche Keramikfunde und Feuersteinabschläge fest (Krankenhagen FStNr. 36).

Der am 01.08.23 frisch bestellte Beauftragte für die Bodendenkmalpflege des Nordkreises Nienburg (Weser), Henning Beneke, entdeckte bei einer Baustellenbegleitung für eine Garage im Fliederweg in Hassel eine hochmittelalterliche Rosettenfibel (Hassel FStNr. 52). Bodenbefunde wurden nicht festgestellt.

In Luhden (FStNr. 11) wurde im Gewerbegebiet eine archäologisch unbegleitete Baustelle für den zukünftigen Bauhof von der KASL und Ehrenamtlichen nachträglich untersucht. Es konnten einige wenige Lesefunde aus dem 18.–20. Jahrhundert festgestellt werden.

Für den geplanten Erweiterungsbau des Umspannwerks in Landesbergen finden seit Ende August Geländebegehungen statt, die im September durch Sondagegrabungen und begleiteten Oberbodenabtrag ergänzt werden. Die Arbeiten führt denkmal3D durch.

Die Begleitung der Verlegung von Glasfaserleitungen auf der Schlossinsel in Rodenberg (FStNr. 9) führte zur Auffindung von Bauerfundamenten, die von der Archäologin Eva Ristau dokumentiert worden sind.

Ebenfalls beim Anlegen von Leitungsgräben am Schloss Hoya (FStNr. 6) konnten mittelalterliche Schichten erreicht werden. Die Arbeiten dokumentierte das Archäologiebüro von pmp.

Im Vorfeld geplanter Abbaumaßnahmen werden aktuell in Müsleringen weitläufige systematische Geländebegehungen durch die Beauftragten der Bodendenkmalpflege und Ehrenamtliche durchgeführt. Auch in Schaumburg werden im Vorfeld bekannt gewordener Bebauungspläne oder anderer Planungen Geländebegehungen in den Gemeinden Hohnhorst und Nienstädt durchgeführt.

Maßnahmen ohne Funde und Befunde

Im August überprüfte die KASL den Oberbodenabtrag bei zwei weiteren Bauvorhaben für Wohnhäuser in der Erweiterung des Riesackwegs (Annemarie-Renger-Weg) in Hameln (FstNr. 250). Dabei konnten keine Funde und Befunde festgestellt werden. Der Boden war bis in über einen Meter Tiefe durch die vorherige Benutzung als Kleingartenanlage modern vermüllt.

Ebenfalls stark modern überprägt war der Oberboden Am Lendenberg in Nienburg. Dort wurden Erdarbeiten für ein Wohnhaus von den beiden Beauftragten für die Stadt Nienburg und den Nordkreis Nienburg überprüft. Da die Erdarbeiten den anstehenden Boden nicht erreichten wurden keine Funde und Befunde festgestellt.

Bei der Beobachtung von Erdarbeiten für die Errichtung eines Wohnhauses in Meerbeck, in der Langen Straße, wurden noch in 80–90 cm unter der Geländeoberkante moderne mit Kunststoffmüll durchmischte Schichten aufgedeckt. Archäologische relevante Funde und Befunde wurden nicht festgestellt.  Auch die Überprüfung eines Bauvorhabens westlich des historischen Ortskerns von Sachsenhagen in der Holztrift, blieb ohne Ergebnisse.

Der Neubau der 380-kV-Leitung Stade – Landesbergen (Abschnitt 7) wurde auch im August durch die Firma ArchaeoFirm begleitet.

Verschiedene Glasfaserstationen wurden durch Melisch Archäologie im Stadtgebiet Rintelns begleitet, ohne dabei relevante Funde oder Befunde feststellen zu können.

Ausgrabungen

Eine baubegleitende Ausgrabung führte die KASL für die Erneuerung der Drehfunkfeueranlage in Stöckse-Wenden (FStNr. 20) durch. Beim Abbaggern des Pflughorizontes konnten auf einer kleinen Geländekuppe 5 Siedlungsgruben und die Reste einer Brandbestattung entdeckt werden. Ausgehend von den Keramikfunden datiert die Fundstelle in die römische Kaiserzeit. 

Auf der Erdkabeltrasse für das neue Umspannwerk in Mehringen (FStNr. 8)sind von der Firma denkmal3D mittlerweile 19 Pfostengruben, 17 Siedlungsgruben und drei Brunnen an der neuen Fundstelle dokumentiert worden.

Seit 2019 finden am Lindenbrink bei Riehe (Fundstelle 3) Ausgrabungen statt, die von Ehrenamtlichen organisiert werden und unter der Fachaufsicht der KASL stehen. Nach einer Pause im vergangenen Jahr, wurde vom 18.–22.08. erneut der Boden geöffnet, um den ältesten Siedlungsspuren in Riehe weiter auf den Grund zu gehen. Es wurden sieben Siedlungsgruben dokumentiert, darunter ein Grubenhaus und zwei größere Abfallgruben. Aus einer der Abfallgruben stammt ein zierlicher Fingerring aus einer Kupferlegierung, der anhand von Vergleichen in das 12./13. Jahrhundert datiert werden kann.

Die mehrwöchigen Ausgrabungen in Huddestorf (FStNr. 32) durch die Fachfirma ArchaeoFirm sind abgeschlossen. Es konnte der Nachweis eines kleinen Gehöfts aus der vorrömischen Eisenzeit erbracht werden. Auf rund 7000 m² untersuchter Fläche kamen 60 Pfostengruben und 38 weitere Siedlungsgruben zum Vorschein. Zukünftig wird auf der Fläche Sand abgebaut, so dass die Bodenbefunde ausgegraben werden mussten.

Neuerscheinungen

Heinz-Dieter Freese: Kleine Graben-Wall-Anlagen in Niedersachsen. Ansätze zur Deutung und Datierung. FAN Schriftenreihe 3 (Hannover 2023).

Daniel Lau: Archäologische Fundchronik 2022 für die Stadt Hameln. Hamelner Jahrbuch 2023. Beiträge zur Geschichte und Kultur der Stadt Hameln und der Region, 131–142.

Veranstaltungen

Auf Einladung des Museums Eulenburg in Rinteln hielt der Kommunalarchäologe am 2. August einen Vortrag mit dem Titel „Mit der Metallsonde unterwegs… in Rinteln“.

Nur einen Tag später, am 3. August, gab der Kommunalarchäologe bei einer Versammlung der Schaumburger Lions Clubs in Bückeburg in Form eines Vortrages „Einblicke in die Arbeit der Kommunalarchäologie“.

Sonstiges

Es fanden drei Erstgespräche für Sondengänger*innen statt.

Der Kommunalarchäologie wurden mehrere Einzelfunde einer er B-17, die im Zweiten Weltkrieg in der Nähe von Winzlar (FStNr. 19) notlanden musste, übergeben. Die Funde stammen aus einer Bergung von H. Kleinebenne im Jahr 2013 und werden derzeit ausgewertet.

Das Museum Rehburg stellte eine Anfrage zur Datierung einer kleinen Bronzemünze aus ihrer Sammlung. Grabungstechnikerin Katharina Kellner bestimmte die Münze als 1/24 Drachme, ein sog. Dichalkous, des Orodes II. (57–38 v. Chr.) aus dem Partherreich (Dm. 10,56 mm, Gew. 1,63 g).

Eindrücke aus der Grabung am Lindenbrink 2023: links: mani-in-fede-Ring, Mitte: Fragment einer mittelalterlichen Kugelkanne, rechts: Luftbildaufnahme am ersten Grabungstag nach geöffneter Fläche (Fotos links und Mitte: D. Lau, rechts: R. Schröder).