Holz macht Schule. Baukultur in Norddeutschland

In der Trägerschaft des Landkreises Schaumburg ist 2021 die größte Schule Norddeutschlands in Holzbauweise entstanden – die Hildburgschule/IGS Rinteln. Dabei wurde der Entwurf des Wettbewerbssiegers, der Architekten Bez + Kock aus Stuttgart, realisiert. Das Gebäude zieht seitdem die Aufmerksamkeit der Fachöffentlichkeit auf sich. Es wurde mit dem 1. Preis des Niedersächsischen Holzbaupreises 2022 ausgezeichnet und für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2023 sowie für den BDA Preis Niedersachsen und den Deutschen Architekturpreis 2023 nominiert. 

Der Schulbau ist ein hervorragendes Beispiel, um die Themen nachhaltige Baukultur und -qualität sowie modernes Bauen mit Holz in Norddeutschland in einer breiteren Öffentlichkeit zu erörtern. Aus diesem Grund hatte die Schaumburger Landschaft im Juni 2022 in Kooperation mit dem Landkreis Schaumburg und der Architektenkammer Niedersachsen den Fachtag „Holz statt Beton?! Holz macht Schule – Baukultur in Norddeutschland“ in der Hildburgschule/IGS Rinteln durchgeführt. 

Die Publikation „Holz macht Schule. Baukultur in Norddeutschland“ dokumentiert den breit wahrgenommenen Fachtag. Neben einer Einführung von Priv.-Doz. Dr. Lu Seegers (Geschäftsführerin der Schaumburger Landschaft) und Fritz Klebe (Baudezernent des Landkreises Schaumburg) enthält die Publikation Beiträge der auf der Fachtagung präsenten Holzbau-Experten. Der Architekturpublizist Prof. Dr. Alexander Gutzmer − er hatte den Fachtag moderiert − reflektiert in seinem Beitrag den symbolischen und emotionalen Gehalt und die spezifische Materialität von Holz als Baustoff im Zeichen der fortschreitenden Klimakrise.

Der Präsident der Architektenkammer Niedersachsen, Robert Marlow, macht in seinem Beitrag darauf aufmerksam, dass 40 Prozent des deutschlandweiten CO₂-Ausstoßes mit Gebäuden zusammenhängen. Hinzu kommen gigantische Mengen an Baumüll. Er plädiert deshalb anhand konkreter Beispiele dafür, verstärkt mit Holz in neuen Wohnquartieren und im Bestand zu bauen – im Sinne eines zukunftsbewussten Wertewandels, der in sämtliche Planungsschritte Eingang finden müsse.

Prof. Tom Kaden, der den ersten siebengeschossigen Holzbau im Zentrum einer europäischen Hauptstadt – in Berlin – geplant hat, betont in seinem Text, wie wichtig es ist, Holz als nach-wachsenden Rohstoff auf kluge Weise in Primarkonstruktionen von Wohn- und Gewerbebauten zu integrieren, um den Anteil der grauen Energie deutlich zu senken.

Thorsten Kock und Fritz Klebe berichten in ihrem Beitrag „HolzBauKultur“ beispielhaft über drei durch das Architekturbüro bez + kock realisierte, ausgezeichnete Bauten. Sie gehen darin zudem auf zugrunde liegende konzeptionelle Gedanken im Planungsprozess und eine Bürophilosophie ein, die zum Wettbewerbsentwurf und der anschließenden Realisierung des Neubaus der IGS Rinteln führte.

Fritz Klebe stellt in seinem Beitrag die verschiedenen Etappen der Entstehung des Holzneubaus der IGS Rinteln aus der Perspektive des Bauherrn, des Landkreises Schaumburg, vor – vom Kreistagsbeschluss bis zur Ausführung. Sein Text macht deutlich, wie wichtig und nutzbringend es ist, Architekturwettbewerbe auch im kommunalen Bereich durchzuführen.

Das Buch enthält zudem eine ausführliche fotografische Baudokumentation der IGS Rinteln sowie zahlreiche Bilder des Fachtags in dem Gebäude. Als Fotograf konnte Franz Bischof gewonnen werden, der durch seine Corporate-, Industrie- und Landschaftsfotografien, Reportagen und Porträts über Deutschland hinaus bekannt ist.

Der Druck der Publikation wurde dankenswerterweise vom Landkreis Schaumburg und vom Niedersächsischen Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Bauen und Digitalisierung unterstützt.