In der Gemeinde Pohle (Ldkr. Schaumburg) wurde kürzlich ein bemerkenswerter archäologischer Fund gemacht: ein Fragment eines sogenannten Hemmoorer Eimers (Abb. 1 und 2). Diese bronzenen Gefäße aus römischer Produktion wurden vermutlich im Rheinland hergestellt und datieren in das 2. und 3. Jahrhunderts n. Chr. Sie sind benannt nach einem Fundort bei Hemmoor (Niedersachsen) und gelangten durch Handel, als Geschenk oder durch die Heimkehr sächsischer Söldner in das norddeutsche Gebiet – und wurden dort mitunter jahrzehntelang genutzt, ehe sie als Urnen in Bestattungen dienten.





Der Neufund – eine durchbohrte Henkelattasche – wurde von einem lizenzierten Sondengänger entdeckt und umgehend der Kommunalarchäologie gemeldet.
Eine Henkelattasche wie diese ist mehr als ein Stück Metall – sie ist ein direkter archäologischer Beleg für kulturelle Verflechtungen zwischen Rom und den germanischen Stämmen. Der Fund aus Pohle ergänzt eine Reihe ähnlicher Funde in der Region und hilft uns, das Bild der damaligen Siedlungslandschaft zu schärfen.
Tatsächlich ist Pohle nicht der einzige Ort in Schaumburg, an dem solche Relikte zutage traten: Auch in Heuerßen (Abb.3) und Vehlen (Abb. 4) wurden Henkelattaschen von Hemmoorer Eimern entdeckt. In Ohndorf wurde hingegen das Bruchstück eines Henkels (Abb. 5) gefunden – vermutlich ebenfalls Teil eines solchen Eimers. Diese Fundorte liegen allesamt entlang einer Trasse des historischen Hellwegs, eines bedeutenden Altwegesystems, das die Region Schaumburg – ungefähr auf der Linie der heutigen Bundesstraße 65 – durchzog.
Diese alten Wege, wie der Hellweg vor dem Santforde, waren bereits in der Vorgeschichte von überregionaler Bedeutung. Sie verbanden Flussübergänge, Höhenzüge und Umschlagsplätze für Waren und wurden über Jahrhunderte von Menschen frequentiert – als Routen für Handel, Migration und militärische Bewegungen. Archäologisch lässt sich oft beobachten, dass sich an solchen Fernwegen Siedlungen und Gräberfelder anlehnten.
Der Fundort in Pohle liegt nahe einer alten Wegegabelung am Deister-Süntel-Tal – prähistorische Hügelgräber im Deister markieren auch heute noch die Lage eines prähistorischen Weges durch den Deister. Diese Knotenpunkte waren regionale Brennpunkte, an denen auch römische Importstücke auftauchen konnten.
Das Umfeld des Fundortes wird durch weitere systematische Begehungen untersucht, um das Ausmaß der Besiedlung oder der Bestattungstätigkeit besser einordnen zu können.
In Niedersachsen ist das Suchen mit Metallsonden genehmigungspflichtig. Die Kommunalarchäologie der Schaumburger Landschaft informiert gern über die rechtlichen Voraussetzungen und die Möglichkeiten einer Zusammenarbeit.