300 Jahre Graf Wilhelm

300 Jahre Graf Wilhelm zu Schaumburg-Lippe – Veranstaltungen im Jubiläumsjahr

Am 9. Januar 1724 wurde der wohl herausragendste Landesherr Schaumburg-Lippes, Graf Wilhelm, in London geboren. Um seine Grafschaft erwarb sich Graf Wilhelm große Verdienste. Geprägt von der Aufklärung, betrieb er Reformen im Schulwesen, im Handwerk und der Landwirtschaft. Graf Wilhelm holte „Männer von Genie“ wie Thomas Abbt oder Johann Gottfried Herder nach Bückeburg und pflegte mit Philosophen wie Voltaire und Moses Mendelssohn einen regen Gedankenaustausch. Graf Wilhelm gilt europaweit als bedeutender Truppenführer und Militärtheoretiker, der in der Verteidigung die einzig angemessene und moralisch vertretbare Form der Kriegsführung sah. 

Der 300. Geburtstag von Graf Wilhelm zu Schaumburg-Lippe ist ein Anlass, um an die vielseitige Persönlichkeit und die Verdienste dieses Landesherrn zu erinnern. Die Schaumburger Landschaft hat dazu gemeinsam mit der Fürstlichen Hofkammer Bückeburg am 9. Januar einen Festakt auf Schloss Bückeburg durchgeführt. Der Festakt markierte den Auftakt zu weiteren Veranstaltungen im Jubiläumsjahr 2024, die die Schaumburger Landschaft etwa in Kooperation mit der Stadt Bückeburg, dem Landkreis Schaumburg und dem Schaumburger Land Tourismusmarketing e.V. durchführt. Zudem führt die Schaumburger Landschaft eigene Veranstaltungen durch und fördert Projekte weiterer Institutionen und Vereine, wie dem Infanterieregiment Graf Wilhelm, dem Verein Schloss Baum e.V. und dem Museum Bückeburg.

Am 18. Februar führt der Verein Schloss Baum e.V. unter dem Titel „Der Graf lädt ein“ eine szenische dialoghafte Lesung mit theaterpädagogischen Elementen auf Schloss Baum durch. Darsteller, die über eine Expertise zum Leben und Wirken des Grafen verfügen, setzen sich in einem Interview intensiv aus unterschiedlichen Perspektiven mit Graf Wilhelm auseinander. Ein Moderator bzw. eine Moderatorin initiiert die direkte Interaktion mit dem Publikum. 

Das Museum Bückeburg bereitet eine Sonderausstellung zum Thema Poesiealben und Stammbücher vor, die am 13. März eröffnet werden soll. Dabei geht es u.a. um ein Stammbuch, in das sich der junge Graf Wilhelm eingetragen hat und anhand dessen ein Blick in seine Kindheit geworfen werden kann. Die von der Schaumburger Landschaft geförderte Sonderausstellung wird bis zum Herbst zu sehen sein.

Am 3./4. Mai wird die Jahrestagung der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen in Bückeburg stattfinden. Die Konferenz, zu der Historikerinnen und Historiker aus dem In- und Ausland eingeladen sind, trägt den Titel „Schaumburg-Lippe in Europa. Graf Wilhelm zwischen Aufklärung und Moderne“.

Vom 8. bis 12. Mai hält das Infanterieregiment Graf Wilhelm sein jährliches Biwak im historischen Rahmen auf Schloss Baum ab. Am Samstag, dem 11. Mai, marschiert das Infanterieregiment mit den teilnehmenden Akteurinnen und Akteuren zu Fuß und per Pferden und Kutschen nach Bückeburg. Graf Wilhelm, der in dem Reenactment gerade aus Portugal zurückgekehrt ist, wird auf dem Marktplatz die Huldigung der Stadt Bückeburg entgegennehmen, die mit Bürgermeister und Rat, dem Bürgerbataillon und vielen anderen Akteurinnen und Akteuren der Stadt vertreten sein wird. Die Schaumburger Landschaft organisiert das historische Reenactment in Kooperation mit der Stadt Bückeburg.

Am 16. Juni 2024 lädt der Verein Schloss Baum e.V. unter dem Motto „Die Gräfin lädt ein“ zu einer Veranstaltung ins Jagdschloss Baum ein, die die Gattin des Grafen Wilhelm, Marie Barbara Eleonore, in den Mittelpunkt rückt. In Form von zeitgenössischer Musik und in Rezitationen werden das Leben und Wirken der Gräfin beleuchtet.

Vom 30. August bis 1. September wird eine Abordnung des Infanterieregiments Graf Wilhelm durch das Schaumburger Land reisen. Graf Wilhelm wird mit einer Entourage von ihm initiierte Reformprojekte in den Blick nehmen. Stationen werden dabei u.a. eine Schule (Förderung von Bildung) und das Finanzamt (Reform der Staatsfinanzen) in Stadthagen, die Stadt Rinteln und die Gemeinde Mittelbrink sein, in der Graf Wilhelm 1768 den Grundstein für eine Kolonisten-Siedlung gelegt hat. Die Schaumburger Landschaft organisiert das historische Reenactment in Kooperation mit dem Landkreis Schaumburg.

Am 3. Oktober soll das Infanterieregiment Graf Wilhelm auf der historischen Fahrroute von Hagenburg zur Insel Wilhelmstein übersetzen. Hier wird der Graf-Wilhelm-Kenner Henning Dormann einen Vortrag über die internationalen Beziehungen des Grafen Wilhelm halten. In einem historischen Reenactment wird Graf Wilhelm „seine“ Insel in Augenschein nehmen. Anschließend macht er Station in Steinhude, um sich über die heutige Situation des Ortes kundig zu machen. Die Schaumburger Landschaft organisiert die Veranstaltung in Kooperation mit dem Schaumburger Land Tourismusmarketing e.V. (SLT).

Den Abschluss des Jubiläumsjahrs wird eine Vortragsveranstaltung am Hochzeitstag von Graf Wilhelm und Gräfin Barbara Marie Eleonore am 12. November in der St. Martini-Kirche Stadthagen bilden. Die Historikerin und Herder-Preis-Stipendiatin Vera Gretges wird einen Fachvortrag über das bislang weithin unerforschte Leben und Wirken von Gräfin Marie Barbara Eleonore zu Schaumburg-Lippe (geb. von Lippe-Biesterfeld) halten.

Festakt 300. Geburtstag Graf Wilhelm

Festakt anlässlich des 300. Geburtstags von Graf Wilhelm zu Schaumburg-Lippe

Am 9. Januar 1724 wurde der wohl herausragendste Landesherr Schaumburg-Lippes, Graf Wilhelm, in London geboren. Exakt 300 Jahre später, am 9. Januar 2024, richtete die Schaumburger Landschaft gemeinsam mit der Fürstlichen Hofkammer zu seinen Ehren einen Festakt auf Schloss Bückeburg aus. 

Um seine Grafschaft erwarb sich Graf Wilhelm große Verdienste. Geprägt von der Aufklärung, betrieb er Reformen im Schulwesen, im Handwerk und der Landwirtschaft. Graf Wilhelm holte „Männer von Genie“ wie Thomas Abbt oder Johann Gottfried Herder nach Bückeburg und pflegte mit Philosophen wie Voltaire und Moses Mendelssohn einen regen Gedankenaustausch. Graf Wilhelm gilt europaweit als bedeutender Truppenführer und Militärtheoretiker, der in der Verteidigung die einzig angemessene und moralisch vertretbare Form der Kriegsführung sah. 

Der Präsident der Schaumburger Landschaft, Sigmund Graf Adelmann, betonte in seiner Begrüßung die facettenreiche Persönlichkeit des Grafen Wilhelm, dessen Vorstellungen weit über den aufgeklärten Absolutismus hinaus gingen. Alexander Fürst zu Schaumburg-Lippe charakterisierte Graf Wilhelm als bedeutendsten Landesherrscher mit weitreichenden Visionen. Der Chef der Staatskanzlei, Dr. Jörg Mielke, betonte die Aktualität von Graf Wilhelm in unserer heutigen Zeit, in der sich Selbstverständlichkeiten auflösen und die Frage der Verteidigung wieder relevant ist. Der stellvertretende Landrat des Landkreises Schaumburg und Mitglied des Niedersächsischen Landtags, Jan-Philipp Beck, konstatierte, dass Graf Wilhelm noch heute äußerst prägend für die Schaumburger Identität ist. 

Den Festvortrag mit dem Titel „Graf Wilhelm zu Schaumburg-Lippe als Idealfürst des 18. Jahrhunderts“ hielt der Leiter der Abteilung Bückeburg des Niedersächsischen Landesarchivs, Dr. Stefan Brüdermann. Der ausgewiesene Graf-Wilhelm-Experte präsentierte zahlreiche neue Befunde zur Kindheit und Jugend von Graf Wilhelm, der sich durchaus als Brite definierte. Dr. Brüdermann reflektierte die Reformpolitik des Grafen ebenso wie dessen praktische und theoretische Leistungen im Militärwesen. Selbst erfahrener und erfolgreicher Kriegsherr, war Graf Wilhelm zutiefst von der „Grausamkeit des Krieges“ überzeugt. Graf Wilhelm, in Deutschland wie in Europa bekannt, personifizierte zudem – das zeigte der Vortrag von Dr. Brüdermann eindrücklich – die Veränderungen von Landesherrschaft im 18. Jahrhundert. Einerseits pflegte er als geschickter und todesmutiger Kommandeur ein kameradschaftliches Verhältnis zu seinen Soldaten, andererseits war er ein geistig vielseitig gebildeter Landesherr, der um das Wohlergehen seiner Untertanen bemüht war. So entsprach er als gefühlvoller Herrscher dem Ideal der Empfindsamkeit.

Musikalisch begleitet wurde der Abend von Nico Benadie. Der Pianist präsentierte Stücke des italienischen Komponisten Giovanni Battista Serini, den Graf Wilhelm im Jahr 1750 als Hofkapellmeister nach Bückeburg holte. Bereits mit 18 Jahren kam Johann Christoph Friedrich Bach, der dritte Sohn von Johann Sebastian Bach, nach Bückeburg. 1756 wurde er in der Nachfolge Serinis Hofkapellmeister in Bückeburg. Sein Allegro maestoso aus der Sonate F-Dur rundete den Festakt ab, der zugleich Auftakt für das Graf-Wilhelm-Jubiläumsjahr 2024 mit zahlreichen Veranstaltungen ist.

 

Freedag is Plattdag

Fredag is Plattdag bei Ministerpräsident Weil

Freedag is Plattdag/Fräidai is Seelterdai 2023
Gelungener Auftakt mit dem Ministerpräsidenten Stephan Weil

Anlässe zum Plattdeutsch- und Saterfriesisch-Sprechen kann es nicht genug geben: Daran erinnert nun im achten Jahr die Gemeinschaftsaktion von Schulbehörden und Landschafts-verbänden „Fredag is Plattdag“ bzw. „Fräidai is Seelterdai“. Am 20. September trafen sich Akteure aus ganz Niedersachsen bei Ministerpräsident Stephan Weil in der Staatskanzlei, der nun zum 7. Mal mit Begeisterung die Schirmherrschaft für diese Aktion übernahm.
Die aus Lüneburg und Bardowick angereisten Schülerinnen und Schüler vermittelten engagiert, mit wie viel Freude das Plattdeutsche in der schulischen Praxis verankert sein kann. Der gut gelaunte Landesvater dankte allen Angereisten herzlich für ihr Engagement und betonte den Stellenwert des Plattdeutschen für Niedersachsen. Für die Landschaften und Landschaftsverbände dankte der ALLviN-Vorsitzende, Erster Stadtrat Wolfgang Beckermann aus Osnabrück, den Regionalen Landesämtern für Schule und Bildung für das vertrauensvolle Miteinander im Rahmen des Gemeinschaftsprojektes „Platt is cool“. Er sprach aber auch den Entwurf des Landeshaushalts 2024 an: Es sei unverständlich, „dass die Niederdeutsch-förderung gestrichen wurde“. Dies stehe im Widerspruch zur Europäischen Sprachen-Charta, die Niedersachsen zugunsten der Minderheitensprachen unterzeichnet habe. Er appellierte eindringlich, diese und weitere Streichungen zu überdenken. Der Ministerpräsident sagte spontan seine Unterstützung für dieses Anliegen zu und versicherte, dass er auch im kommenden Jahr gerne wieder die Schirmherrschaft über „Fredag is Plattdag“ übernehmen wolle. Für das Regionale Landesamt für Schule und Bildung Osnabrück, Außenstelle Aurich, wies die schulfachliche Dezernentin Evelyn de Vries auf die vielfältigen Aktivitäten auf schulischer Seite für das Plattdeutsche und Saterfriesische hin. Auch sie betonte die fruchtbare Kooperation im Rahmen von „Platt is cool“ mit den Landschaften, die bei der Veranstaltung gut vertreten waren, und dankte herzlich allen Organisatoren und Akteuren von „Fredag is Plattdag“ für ihr unschätzbares Engagement. 

 

Gruppenbild MP 20.09.2023 (c) Foto Nds. Staatskanzlei | BU: Großer plattdeutscher Bahnhof im Treppenhaus der Staatskanzlei – hinter den Kindern links MP Stefan Weil, rechts ALLviN-Vorsitzender Erster Stadtrat Wolfgang Beckermann aus Osnabrück

Holz macht Schule

Holz macht Schule. Baukultur in Norddeutschland

In der Trägerschaft des Landkreises Schaumburg ist 2021 die größte Schule Norddeutschlands in Holzbauweise entstanden – die Hildburgschule/IGS Rinteln. Dabei wurde der Entwurf des Wettbewerbssiegers, der Architekten Bez + Kock aus Stuttgart, realisiert. Das Gebäude zieht seitdem die Aufmerksamkeit der Fachöffentlichkeit auf sich. Es wurde mit dem 1. Preis des Niedersächsischen Holzbaupreises 2022 ausgezeichnet und für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2023 sowie für den BDA Preis Niedersachsen und den Deutschen Architekturpreis 2023 nominiert. 

Der Schulbau ist ein hervorragendes Beispiel, um die Themen nachhaltige Baukultur und -qualität sowie modernes Bauen mit Holz in Norddeutschland in einer breiteren Öffentlichkeit zu erörtern. Aus diesem Grund hatte die Schaumburger Landschaft im Juni 2022 in Kooperation mit dem Landkreis Schaumburg und der Architektenkammer Niedersachsen den Fachtag „Holz statt Beton?! Holz macht Schule – Baukultur in Norddeutschland“ in der Hildburgschule/IGS Rinteln durchgeführt. 

Die Publikation „Holz macht Schule. Baukultur in Norddeutschland“ dokumentiert den breit wahrgenommenen Fachtag. Neben einer Einführung von Priv.-Doz. Dr. Lu Seegers (Geschäftsführerin der Schaumburger Landschaft) und Fritz Klebe (Baudezernent des Landkreises Schaumburg) enthält die Publikation Beiträge der auf der Fachtagung präsenten Holzbau-Experten. Der Architekturpublizist Prof. Dr. Alexander Gutzmer − er hatte den Fachtag moderiert − reflektiert in seinem Beitrag den symbolischen und emotionalen Gehalt und die spezifische Materialität von Holz als Baustoff im Zeichen der fortschreitenden Klimakrise.

Der Präsident der Architektenkammer Niedersachsen, Robert Marlow, macht in seinem Beitrag darauf aufmerksam, dass 40 Prozent des deutschlandweiten CO₂-Ausstoßes mit Gebäuden zusammenhängen. Hinzu kommen gigantische Mengen an Baumüll. Er plädiert deshalb anhand konkreter Beispiele dafür, verstärkt mit Holz in neuen Wohnquartieren und im Bestand zu bauen – im Sinne eines zukunftsbewussten Wertewandels, der in sämtliche Planungsschritte Eingang finden müsse.

Prof. Tom Kaden, der den ersten siebengeschossigen Holzbau im Zentrum einer europäischen Hauptstadt – in Berlin – geplant hat, betont in seinem Text, wie wichtig es ist, Holz als nach-wachsenden Rohstoff auf kluge Weise in Primarkonstruktionen von Wohn- und Gewerbebauten zu integrieren, um den Anteil der grauen Energie deutlich zu senken.

Thorsten Kock und Fritz Klebe berichten in ihrem Beitrag „HolzBauKultur“ beispielhaft über drei durch das Architekturbüro bez + kock realisierte, ausgezeichnete Bauten. Sie gehen darin zudem auf zugrunde liegende konzeptionelle Gedanken im Planungsprozess und eine Bürophilosophie ein, die zum Wettbewerbsentwurf und der anschließenden Realisierung des Neubaus der IGS Rinteln führte.

Fritz Klebe stellt in seinem Beitrag die verschiedenen Etappen der Entstehung des Holzneubaus der IGS Rinteln aus der Perspektive des Bauherrn, des Landkreises Schaumburg, vor – vom Kreistagsbeschluss bis zur Ausführung. Sein Text macht deutlich, wie wichtig und nutzbringend es ist, Architekturwettbewerbe auch im kommunalen Bereich durchzuführen.

Das Buch enthält zudem eine ausführliche fotografische Baudokumentation der IGS Rinteln sowie zahlreiche Bilder des Fachtags in dem Gebäude. Als Fotograf konnte Franz Bischof gewonnen werden, der durch seine Corporate-, Industrie- und Landschaftsfotografien, Reportagen und Porträts über Deutschland hinaus bekannt ist.

Der Druck der Publikation wurde dankenswerterweise vom Landkreis Schaumburg und vom Niedersächsischen Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Bauen und Digitalisierung unterstützt.

 

 

Sinfonieorchester

Sinfonieorchester der Schaumburger Landschaft

Das Orchester überzeugte das Publikum am 14. Oktober in der voll besetzten Stadthäger St. Martini-Kirche genauso wie am 15. Oktober in der proppenvollen Klosterkirche in Wennigsen mit einem überaus ansprechenden Konzertprogramm.

Beethovens Ouvertüre zum Schauspiel „Egmont“ bot den eloquenten Start zu diesem Doppelkonzert jeweils am frühen Abend. Beide Konzertorte forderten das Orchester auf unterschiedliche Weise: Während sich das Klangbild in Stadthagen offener und halliger darstellte, war die Akustik in Wennigsen durch die etwas engere Bauweise des Kirchenschiffs und der Krypta etwas gedämpfter.

Siegfried Westphal und sein Orchester verstanden es sehr gut, sich den jeweiligen Örtlichkeiten musikalisch anzupassen. Überzeugend und mit empathisch-fröhlich wirkender Aura präsentierte sich die Bratschistin Lisanne Schick zunächst mit Max Bruchs Romanze für Viola und Orchester, op.85. Die Solistin verstand es, ein Hörerlebnis voll innig ausgefüllter lyrischer Melodienfolgen absolut sicher ohne Notenvorlagen auswendig zu präsentieren.

Es folgte Webers Bravourstück für Viola, dem Andante e Rondo Ungarese F-dur, op.35. Mit zumeist geschlossenen Augen verführte Lisanne Schick das Publikum genauso wie zuvor schon zum Schwelgen beim Zuhören. Die junge Musikerin bekam für ihre sehr ansprechende Darbietung langanhaltenden Applaus, für den sie sich mit einer kurzen solistischen Ergänzung lachend beim Publikum bedankte: „Ich spiele für Sie gern noch die Allemande aus der 6. Cello-Suite von Bach.“ Diese Anleihe aus der Cello-Literatur nahmen die Zuhörer an beiden Konzertorten geradezu begeistert auf.

Nach einer kurzen Pause startete das Orchester kraftvoll Beethovens wohl meist gespielte Sinfonie Nr. 3, Es-dur, op.55, auch „Eroica“ genannt. Streicher wie Bläser wussten gut aufeinander abgestimmt zu agieren. Der Zusammenhalt im Orchester, das über einen festen Kern an Stammmusikern verfügt, aber besonders auch jüngeren engagierten Musikernachwuchs immer eine Chance gibt, ist sehr groß. Dies ist nicht zuletzt das Verdienst von Dirigent Siegfried Westphal, der dem Orchester seit mittlerweile 25 Jahren verbunden ist.

In Stadthagen wurde Westphal unter dem Dirigat der Orchestergründerin Katharina Kunzendorf am Ende des Konzerts von seinen Musikern überraschend geehrt mit Beethovens „Marlborough-Marsch“ aus „Wellingtons Sieg oder die Schlacht bei Vittoria“, op.91. Das ursprünglich französische Volkslied in diesem Marsch bekam später in angelsächsischen Ländern den Text „For he is a jolly good fellow“. Für das Orchester der Schaumburger Landschaft ist Siegfried Westphal eben „ein wirklich toller, guter Kerl“. Für das Publikum bei den Konzerten auch, wie Landschafts-Geschäftsführerin Lu Seegers und Vorsitzender Sigmund Graf Adelmann mit jeweils einer Blumenstrauß-Übergabe zu betonen wussten.