Vortrag Lulu v. Strauß und Torney

Vortrag Lulu v. Strauß und Torney

Eine konservative Schriftstellerin zwischen Jugendbewegung und Nationalsozialismus:

Die Jenaer Historikerin Monika Urbich stellt am 26. September 2023 neue Forschungsergebnisse zu Lulu von Strauß und Torney vor.
Die Schriften der Bückeburger Schriftstellerin und Verlegergattin Lulu von Strauß und Torney (1873-1956) wurden in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts aus dem literarischen Kanon verbannt: Der erfolgreichen, vielgelesenen Balladendichterin und Romanschriftstellerin in der Zeit der Klassischen Moderne wurde nach 1945 ihre Rolle in der Kulturpolitik des Nationalsozialismus angelastet. Dementsprechend widmeten sich noch neuere Forschungsarbeiten ihrem Leben und Werk vor allem im engen Rahmen einer persönlichen, ideologischen und ästhetischen Grundsatz-kritik. Deshalb sind auch die gegenwärtigen Wiederentdeckungen von Autorinnen in den Jahren zwischen Kaiserreich und NS-Zeit (darunter Irmgard Keun, Ricarda Huch, Mechthilde von Lichnowsky u.a.) an Lulu von Strauß und Torney spurlos vorübergegangen.

Ungeachtet seiner künstlerischen Qualität muss sich das Werk von Lulu von Strauß und Torney bis heute einer Auseinandersetzung um seine politische Dimension stellen. Die Affinität zu „Blut“ und „Boden“ war im konservativen Milieu des frühen 20. Jahrhunderts häufig anzutreffen und wurde von den Nationalsozialisten als ein tragendes Element ihrer menschenverachtenden Ideologie genutzt. Der Jenaer Verleger Eugen Diederichs, den Lulu von Strauß und Torney 1916 geheiratet hatte, war ein publizistischer Impulsgeber des völkisch-nationalistischen Denkens.
Die Historikerin Monika Urbich erarbeitet am Lehrstuhl für Neuere Geschichte der Friedrich-Schiller-Universität Jena zurzeit eine Dissertation über die intellektuelle Biografie von Lulu von Strauß und Torney zwischen Jugendbewegung und Nationalsozialismus. Mit ihrem Vortrag möchte sie zur wissenschaftlichen Klärung und Korrektur mancher Einseitigkeiten in der Forschung zu Lulu von Strauß und Torney beitragen. Die Prinzipien, Ansätze, Vorgehensweisen, Arbeitsfelder und Kritikdimensionen bei der Erstellung einer wissenschaftlichen Biografie Lulu von Strauß und Torneys werden dabei ebenso vorgestellt wie ein Bild ihrer Persönlichkeit entworfen.

Die Veranstaltung findet am 26. September um 19 Uhr im Vortragssaal des Niedersächsischen Landesarchivs, Abteilung Bückeburg, statt und wird von der Schaumburger Landschaft in Kooperation mit dem Bückeburger Archiv organisiert.

Die neuen Schaumburger

„Die neuen Schaumburger“ – lebensgeschichtliche Quellen für neues Buchprojekt der Schaumburger Landschaft gesucht

Die Arbeitsgruppe Geschichte der Schaumburger Landschaft entwickelt zurzeit eine neue Idee für ein Buch, in dem es um Menschen gehen soll, die zu verschiedenen Zeiten und aus unterschiedlichsten Gründen nach Schaumburg gezogen und hier heimisch geworden sind. Unter dem Titel „Die neuen Schaumburger“ sollen Lebensgeschichten und Biografien präsentiert werden – angefangen von den Hugenotten, die sich im 18. Jahrhundert in Schaumburg ansiedelten, über die Arbeitsmigration seit dem späten 19. Jahrhundert in Landwirtschaft, Bergbau und Glasindustrie bis hin zu Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern, Balten-, Polen- und Russlanddeutschen, Flüchtlingen und Vertriebenen des Zweiten Weltkriegs, Angehörigen der britischen Besatzungs-macht bis hin zu den sogenannten „Gastarbeitern“ und ihren Familien, vietnamesischen „Boat People“, Menschen aus der ehemaligen DDR sowie Kriegsflüchtlingen und Asylsuchenden der Gegenwart (Geflüchtete in Folge kriegerischer Auseinandersetzungen in Jugoslawien, Syrien, Afghanistan und aufgrund des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine).

Gesucht werden Ego-Dokumente wie Tagebücher, Lebensberichte, Lebensläufe, Zeitungsberichte und andere Dokumentationen bzw. Quellen. Die Schaumburger Landschaft freut sich zudem, wenn sich „neue Schaumburger und Schaumburgerinnen“ zu Zeitzeugen-Interviews bereit erklären würden.

Die Schaumburger Landschaft freut sich über Rückmeldungen in ihrer Geschäftsstelle:

Schlossplatz 5, 31675 Bückeburg, Tel. 05722 9566-0, E-Mail: info@schaumburgerlandschaft.de

 

                     

Abbildungen: Italienische Arbeiterinnen und Arbeiter bei der Firma Heye in Obernkirchen, 1964.
Quelle: NLA Bückeburg, S2P Nr. 53082

 

Kulturpreis Landkreis Schaumburg

Camillo Ritter wird mit dem Kulturpreis 2023 Bildende Kunst des Landkreises Schaumburg ausgezeichnet.

(Foto: Paul Rutrecht)

Einstimmig hat die Jury den Kulturpreis des Landkreises Schaumburg, der in diesem Jahr für den Bereich Bildende Kunst zum Thema „Landschaft“ ausgeschrieben wurde, mit Camillo Ritter einem jungen Künstler zuerkannt, der in Schaumburg geboren und aufgewachsen ist.

Mit der Vergabe des Preises ehrt der Landkreis Schaumburg einen Kunstschaffenden, der die komplexe Beziehung von Mensch, Technik und Landschaft zeitaktuell in seinen künstlerischen Positionen verarbeitet. In seinen „malerischen Fotografien“ kombiniert Camillo Ritter ganz unterschiedliche, teils analoge, teils digitale Techniken und thematisiert auf diese Weise „Landschaft“ als einen in steter Wandlung befindlichen Lebens- und Erlebnisraum vielschichtig, mehrdimensional und multimedial.

Camillo Ritter hat seine Kindheit und Jugend in Messenkamp verbracht. Heute lebt er in Hamburg und Vasenthien (Wendland), ist aber nach wie vor eng mit dem Schaumburger Land verbunden. Das Masterstudium Bildende Kunst an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg (HFBK) hat er 2021 abgeschlossen. Seitdem ist er als freischaffender Künstler, Kurator und Filmemacher tätig. Ausstellungen von ihm waren bereits u.a. in Hamburg, Berlin und Reykjavik zu sehen.

„Landschaft“ ist für Camillo Ritter „Sehnsuchts- und Reibungsraum“ zugleich. Neben Keramikarbeiten und Installationen kommen in seinem künstlerischen Schaffen insbesondere Arbeiten zum Tragen, die mittels eines Scanners entstehen. Camillo Ritter greift während des Scanvorgangs sowie in einem komplexen Nachbearbeitungsprozess in die Bildentstehung ein, wobei biologische und technoide Realitätsfragmente sich in hybride Formen und amorphe Farbräume wandeln. In seinen Positionen geht Camillo Ritter davon aus, dass Identität ebenso wie Landschaft nicht konstant ist, sondern sich in Beziehungen zu Dingen und Umgebungen immer wieder neu justiert. In diesem Sinne fordern auch und gerade die Klimakrise und die Naturzerstörung das heimatliche Verhältnis zur Landschaft auf vielfältige Weise heraus.

Seit 25 Jahren vergibt der Landkreis Schaumburg in Zusammenarbeit mit der Schaumburger Landschaft in lockerer Folge einen Kulturpreis, um Kunst und Kultur in der Region zu fördern. Der Kulturpreis ist mit 5.000 Euro dotiert und wird von der Sparkasse Schaumburg unterstützt.
Der hochkarätigen Jury zum Bereich Bildende Kunst gehören der Direktor des Sprengel-Museums Hannover, Dr. Reinhard Spieler, die Malerin Julia Schmid (Hannover), die Installationskünstlerin Christine Schulz (Garbolzum/Berlin), der Kunstdidaktiker Peter Weber (Rinteln) und der international bekannte Kurator Thomas Weski (Berlin) an.

Die Preisverleihung findet am 28. September um 18:00 Uhr in der Kunstgalerie Zehntscheune in Stadthagen statt. In diesem Rahmen wird zudem die Ausstellung des Preisträgers Camillo Ritter eröffnet, die bis zum 12. November zu sehen sein wird. Die Preisverleihung und die Ausstellung werden dankenswerterweise von der Stiftung der Sparkasse Schaumburg finanziell unterstützt.

 

Arbeit „Big Surprise“ von Camillo Ritter

Tag des offenen Denkmals

Tag des offenen Denkmals

Gemeinsam mit den Eigentümern der Denkmale, der Stadt Bückeburg und vielen ehrenamtlich Mitwirkenden luden wir Sie am 10. September 2023 zum europaweit durchgeführten Tag des offenen Denkmals® nach Bückeburg und Umgebung ein.

Private Eigentümer, Denkmalpfleger, ehrenamtliche Helfer und engagierte Vereine, die sich der Erhaltung historischer Bauten und Stätten widmen, öffneten ihre Denkmale, die sonst nicht allgemein zugänglich sind oder trugen dazu bei, Bekanntes einmal anders zu sehen. An 22 beteiligten Denkmalen konnten Sie auf Spurensuche vergangener Jahrhunderte gehen.

So erinnerte die ehemalige Residenzstadt Bückeburg mit ihrem prächtigen Stadtbild an eine glanzvolle Vergangenheit. Doch nicht nur Schönheiten und Kostbarkeiten von Kulturdenkmalen wurden vor Augen geführt, zum Programm gehörten auch Führungen, Ausstellungen, Musik und Kulinarisches. Es war ein erlebnisreicher Tag, der bei schönstem Spätsommerwetter wieder Tausende Gäste anzog.

 

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Publikation Festschrift Küster

„Heimaten. Von Natur, Kultur und Ideen geprägte Landschaften“ – die Schaumburger Landschaft stellt das Buch des langjährigen Präsidenten des Niedersächsischen Heimatbundes und bekannten Geobotanikers Prof. Hansjörg Küster in der VGH in Hannover vor.

Am 1. Februar stellte die Schaumburger Landschaft in Kooperation mit dem Niedersächsischen Heimatbund (NHB) und mit Unterstützung der VGH Versicherungen und der VGH Stiftung im Rahmen einer festlichen Veranstaltung ein neues Buch von und für Hansjörg Küster vor. Es enthält 28 Texte des vielgelesenen Autors und dokumentiert einen Querschnitt des umfangreichen Oeuvres des Autors. Das Buch erscheint als Band 27 der Publikationsreihe „Kulturlandschaft Schaumburg“ der Schaumburger Landschaft im Göttinger Wallstein Verlag.

Über Landschaften, Heimaten und deren Pflanzen hat Hansjörg Küster in den letzten Jahren immer wieder publiziert. Neben wissenschaftlichen Veröffentlichungen hat er zahlreiche Artikel in der FAZ und der Süddeutschen Zeitung geschrieben. Seine im Beck Verlag erschienenen Bücher sind in mehreren Auflagen erschienen. Landschaften versteht Hansjörg Küster als Heimaten, in denen man Menschen aus Nah und Fern integrieren kann – wenn man nur darüber spricht. Die Beiträge des Buches „Heimaten. Von Natur, Kultur und Ideen geprägte Landschaften“ geben dafür vielerlei Anregungen und knüpfen damit an die Themen an, mit denen Hansjörg Küster 18 Jahre lang den Niedersächsischen Heimatbund als Präsident geprägt hat.

Im Rahmen der Buchvorstellung im Veranstaltungszentrum der VGH Hannover, bei der rund 80 Persönlichkeiten aus Politik, Kultur, Wissenschaft und Wirtschaft vertreten waren, wurde die Lebensleistung von Hansjörg Küster  gewürdigt. Nach einer herzlichen Begrüßung durch Frank Müller, Mitglied des Vorstands der gastgebenden VGH, die Kunst und Kultur fördert und dabei in enger Verbindung zu den niedersächsischen Landschaften und Landschaftsverbänden sowie zum NHB steht, stellte die Präsidentin des Niedersächsischen Landtags, Hanna Naber, die Bedeutung von Hansjörg Küsters vielfältigem Schaffen heraus. Als Präsident des Niedersächsischen Heimatbunds habe er einen ebenso pluralen wie integrativen Heimatbegriff entwickelt, der Menschen über die von ihnen erlebten Landschaften verbinde und nicht ausschließe. Als Professor für Geobotanik an der Leibniz Universität Hannover war er maßgeblich an der Erforschung von Landschaften als Natur- und Kulturräume sowie an der Etablierung des neuen Studiengangs Landschaftswissenschaften beteiligt. Als Autor sei es ihm gelungen, eine breite Öffentlichkeit für die Verbindung von Natur, Kultur und Landschaft anzusprechen.

Der Präsident der Schaumburger Landschaft, Sigmund Graf Adelmann, der das Buch „Heimaten. Von Natur, Kultur und Ideen geprägte Landschaften“ maßgeblich mitinitiiert hatte, betonte in seiner Rede, dass Hansjörg Küster über viele Jahre auch und gerade der Schaumburger Landschaft als Ratgeber und Autor zur Seite gestanden habe. Ein Projekt mit Vorbildcharakter war die Landeskunde des Schaumburger Landes für Schülerinnen und Schüler der siebten Klasse, die die Schaumburger Landschaft mit Hansjörg Küster als Autor für den naturwissenschaftlichen Teil herausgegeben hat. Fortan wurden Landeskunden auch für andere niedersächsische Regionen mit seiner Hilfe umgesetzt.

Die Texte von Hansjörg Küster seien klar, verständlich und interessant geschrieben und somit vielen Menschen zugänglich. Die 28 Beiträge des Buches „Heimaten“ enthalten vielfältige Bezüge zur Biologie, Archäologie, Umwelt-, Ernährungs- und Vegetationsgeschichte und vor allem zur Kulturlandschaft. Den Heimatbegriff habe Hansjörg Küster geradezu existentiell erweitert, womit er der Tatsache Rechnung trage, dass die meisten Menschen heute zumeist mehrere Heimaten besitzen. Es sei daher kein Verlust, sondern könne vielmehr ein großer Gewinn sein, an mehreren Orten beheimatet zu sein. Heimat sei auch nicht statisch, sondern immer wieder neu und vielseitig interpretierbar. Graf Adelmann zitierte in diesem Sinne den Autor: „In Heimat (oder Heimaten) ist einfach alles enthalten, Pflanzen, Tiere, Landschaften, Ökosysteme, Häuser, Geschichten, Gerüche, die Musik, die man im Kopf hat, das, was man vorher schon gesehen hat und das man mit etwas vergleicht“.

In diesem Sinne enthalte das Buch ganz unterschiedliche Beiträge wie die beispielhaften Überschriften „Tomaten auf dem langen Marsch zur nationalen Identität“, die „Kirche als Mittelpunkt von Heimat“ oder „Der blonde Weizen der Ukraine“ belegen. Mit dem Buch danken der Niedersächsische Heimatbund, die Schaumburger Landschaft und die übrigen Landschaften und Landschaftsverbände für die so fruchtbare Zusammenarbeit mit Hansjörg Küster in vielen Jahren.

Sigmund Graf Adelmann überreichte dem sichtlich gerührten Hansjörg Küster die druckfrische Publikation. Küster betonte in seinem Vortrag „Landschaften als Heimaten“, dass es viele Landschaften gebe, die er selbst als Heimaten beschreiben könne – entweder weil er dort jeweils eine Weile gelebt habe oder immer wieder gern dorthin komme. Nahezu jeder Mensch verbringe bestimmte Lebensphasen an unterschiedlichen Orten, viele seien schon als Kind umgezogen oder tun dies für die Ausbildung bzw. eine neue Arbeitsstelle. Mittlerweile sei es auch üblich, im Ruhestand noch einmal umzuziehen. An all diesen Orten brauchen Menschen heimatliche Bindungen, um sich wohlzufühlen, ohne die alten Bezüge zu verlieren. Heimatliche Bindungen, davon ist Hansjörg Küster überzeugt, erfolgen über die jeweiligen Landschaften, über die man lernen und dadurch besondere emotionale Bindungen entwickeln könne. Oft reiche schon ein Stichwort, um Interesse für Landschaft zu entwickeln. So kann das Schaumburger Land als Mitteleuropa im Kleinen charakterisiert werden, das vom Steinhuder Meer bis zum Hohenstein in Süntel reiche.

Landschaften seien aber nicht nur von Natur, sondern vor allem auch von Kultur und Ideen im Sinne von Vorstellungen geprägt. Ohne Menschen und ihre Kultur könne es keine Landschaft geben. So verknüpfen Menschen Landschaften stets mit Ideen – wie im Fall von Schaumburg als Mitteleuropa im Kleinen. Die Natur selbst sei auch nicht statisch, weil sie stets von Kultur und Ideen und seit Jahrtausenden von Landwirtschaft und Landnutzung geprägt sei. Landschaft sei deshalb immer auch veränderbare Kulturlandschaft und sie sei deshalb auch ein beständiges Gesprächsangebot. Wissen zu erwerben über die Landschaft, in der man lebt, sei dazu eine zentrale Voraussetzung. Solche Gespräche seien nicht zuletzt die Basis für die Integration von Menschen, die etwa aus Syrien, Afghanistan oder der Ukraine zu uns kommen. Für die Landschaften selbst sei es überdies der beste Schutz, wenn sich Menschen über sie unterhalten können. Mit dem Buch „Heimaten“ hat Hansjörg Küster eine wichtige Grundlage dafür gelegt. Für seine eindrucksvolle Rede erhielt der Autor stehende Ovationen, bevor der Vizepräsident des Niedersächsischen Heimatbunds und Direktor der Niedersächsischen Sparkassenstiftung/VGH-Stiftung, Dr. Johannes Janssen, ein Schlusswort sprach. Die Cellistin Gesa Riedel rundete den eindrucksvollen Abend mit ihren wunderbaren musikalischen Darbietungen ab.